Meditation per App: Geht das?
Hallo ihr Lieben und na? Heute schon meditiert?
Genau über dieses Thema wollen wir heute mit euch sprechen. Was soll das überhaupt, und kann es auch mit Apps funktionieren? Noëlle hat es ausprobiert.
(Kleiner Spoiler vorweg: Ja, es kann.)
Aber vorher: die Nachrichten
Auf die Couch, ab jetzt virtuell
Warum der psychologischen Beratung im Netz eine große Zukunft bevorsteht, lest ihr in diesem aktuellen Stück aus der New York Times.Mit Software gegen Depressionen
Passend dazu hat eine Studie des Forschungszentrums der Deutschen Depressionshilfe jetzt belegt, wie gut das Online-Programm “iFightDepression” das Selbstmanagement Betroffener verbessern und dadurch auch depressive Symptome deutlich lindern kann.Soldaten für Trips
Auch aus der NYTimes: Ehemalige amerikanischen Soldaten werden zu Befürwortern psychedelischer Therapien. Grund: Sie kämpfen nach ihrer Rückher aus dem Irak (damals Vietnam) mit Depressionen, Psychopharmaka helfen ihnen nicht, und immer mehr wenden sich Ansätzen wie Ayahuasca zu.Alles über Pilze
Das (legale) Magic-Mushroom-Zentrum Synthesis hat zehn der wichtigsten Studien zum Thema Psilocybin zusammengetragen. Hier kann man die wichtigsten Ergebnisse von Forschungen nachlesen, die sich mit der Heilung von Süchten und Depressionen beschäftigen.
Jetzt zum Thema.
Meditation per App: Geht das?
Was lange Zeit als esoterischer Hippie-Schnickschnack verpönt war, ist heute längst als eine Art Allheilmittel in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen – die Meditation. Studien zufolge kann sie nicht nur dabei helfen, das empfundene Stresslevel und negative Emotionen zu reduzieren. Sie soll auch den Schlaf verbessern und allgemein für mehr Zufriedenheit sorgen – im Privaten genauso wie im Beruf. Kein Wunder, dass selbst Stars wie Katy Perry, Tom Hanks und Lady Gaga darauf schwören.
Medizinische Studien darüber, welche positiven Effekte regelmäßiges Meditieren tatsächlich mit sich bringt, gibt es bisher leider kaum. Das ReSource-Projekt von Prof. Dr. Tania Singer ist eine von den wenigen. Mehr noch als das: Sie ist die größte Meditationsstudie, die es bisher gegeben hat. Neun Monate lang mussten die Probanden unterschiedliche Meditationsübungen absolvieren und dabei unzählige Tests über sich ergehen lassen, die durchgehend von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften begleitet wurden. Das Ergebnis: Bei Studienteilnehmern, die durch Meditation Mitgefühl und Perspektivwechsel trainiert hatten und im Rahmen der Untersuchungen einem hohen sozialen Stress ausgesetzt wurden, konnte ein 50 Prozent geringerer Wert des Stresshormons Cortisol nachgewiesen werden. Mehr zu dem ReSource-Projekt könnt ihr auf der Website oder in einem Geo-Interview mit der Studienleiterin Prof. Dr. Tania Singer nachlesen.
Doch noch einmal zurück zum Anfang: Woher kommt der Trend zum stillen Dasitzen und in sich Horchen überhaupt? Wie viele von euch sicher wissen, handelt es sich bei der Meditation um eine (meist in fernöstlichen Ländern) ausgeübte spirituelle Praxis aus Achtsamkeits- oder Konzentrationsübungen, durch die der Geist zur Ruhe kommen soll. Und genau das ist auch der Grund, warum das Ganze in den vergangenen Jahren bei der breiten Masse immer beliebter wurde. Tatsache ist: Der Stress in unserem Alltag nimmt ständig zu. Heute sind wir nicht nur zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar, wir schlüpfen ganz nebenbei auch noch in zig verschiedene Rollen gleichzeitig. Die Coronakrise hat gezeigt, dass vor allem Frauen unter enormem Druck stehen. Job, Kinderbetreuung und Homeschooling unter einen Hut zu bringen, ist schließlich nicht gerade ein Kinderspiel.
Das Tolle: Dank Apps wie Calm, Balloon, 7Mind und Headspace wurde der Zugang zu begleiteten Achtsamkeits- und Meditationsübungen deutlich vereinfacht – völlig egal, ob alleinerziehende Mutter, gestresster Vorstandsvorsitzender oder Langzeitstudent. Ohne digitale Lösungen für Smartphone, Tablet und PC war das deutlich schwieriger. Vor nicht allzu langer Zeit hatte man höchstens die Möglichkeit, eine entsprechende Mitgliedschaft in einem Studio abzuschließen oder für einen Meditationsworkshop ins Kloster zu gehen – und das ist alles andere als billig. Eine Woche Meditationsretreat im Schwarzwald gibt es beispielsweise erst ab schlappen 590 Euro. Und was soll man machen, wenn man zwischen den anderen hockt und absolute Stille herrscht, diese aber ums Verrecken nicht in einem selbst einkehren will? Dann ist die Kohle erst recht für die Katz.
Mithilfe einer geführten Meditation per App muss man sich darum keine Sorgen mehr machen. Der Bodyscan, eine einfache Übung, die bei dem App-Anbieter Headspace gerade einmal wenige Minuten dauert, macht deutlich, worum es beim Meditieren geht – nämlich darum, Ruhe einkehren zu lassen, bei sich anzukommen und für einen Moment alle Gedanken, egal ob positiv oder negativ, beiseite zu schieben. Einer Studie von Headspace zufolge konnte das innerhalb von nur drei Wochen zu 57 Prozent weniger aggressivem Verhalten bei den Teilnehmern führen. Eine weitere Untersuchung, die 7Mind mit insgesamt 306 Probanden durchführte, ergab außerdem, dass Meditation einen besonderen Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit hat, die eine zentrale Rolle spielt, um Burnout und stressbedingten Krankheiten vorzubeugen.
Aber eine Frage bleibt. Denn wenn Meditation so super ist und die Nutzung von entsprechenden Apps das Ganze auf günstige und gleichzeitig flexible Art und Weise ermöglicht, wieso machen wir das dann nicht alle ständig und mindestens drei Mal am Tag?
Die Antwort auf diese Frage ist simpel, aber leider eher weniger erfreulich. Denn die Wahrheit ist: Meditation ist für die meisten von uns alles andere als leicht. Um tatsächlich dieselben positiven Effekte zu spüren, braucht es mindestens ebenso viel Motivation und Durchhaltevermögen wie beim Sport. Ich selbst komme mir noch immer ziemlich blöd vor, wenn ich mich im Schneidersitz auf mein Bett hocke und an NICHTS denken soll. Nichts, was bedeutet das? Nach was soll sich dieses „Nichts“ anfühlen? Und wie soll das überhaupt funktionieren? Genau das herauszufinden, bedarf eiserner Disziplin. Aber es gibt auch gute Nachrichten: Denn genau wie beim Gang ins Fitnessstudio sind auch bei der Meditation bereits durch kleine Übungen erste Erfolge deutlich spürbar. Wenn ich einen schlechten Tag habe oder eine große Aufgabe bevorsteht, für die mir einfach die nötige Konzentration fehlt, gönne ich mir selbst zehn bis fünfzehn Minuten mit einer geführten Meditation und versuche, so lange durchzuhalten, wie es geht. Das funktioniert nicht immer. Aber manchmal bin ich selbst überrascht, wenn die Zeit auf einmal wie im Flug vergeht.
Mein Tipp: So seltsam der Gedanke, sich still hinsetzen und den Worten einer fremden Person lauschen zu müssen, auch sein mag – der Versuch lohnt sich! Wer nicht direkt ein Abo abschließen möchte, dem empfehle ich Übungen auf Spotify oder YouTube. Der Podcast Meditation für jeden Tag von und mit Paulina Thurm deckt zum Beispiel verschiedene Bereiche um Bedürfnisse wie mehr innere Gelassenheit oder besseren Schlaf ab, ist auch für Anfänger geeignet und lässt sich genauso gut zuhause auf dem Sofa nutzen, ohne dass irgendein verkappter Esoteriker komisch guckt. Probiert es doch mal aus und berichtet mir von euren Erfahrungen! Ich freue mich darauf!
Alles Liebe und bis bald
Anne & Noëlle